Asslig geht die Welt zugrunde…

Ich weiss ja nicht, ob ich das letzte Jahr bewusstseinsbezogen in einem studentischen Paralleluniversum verbracht habe, aber als ich heute Nachmittag mit meinem kleinen Bruder Malle in Ulm unterwegs war, hat es mich fast umgehauen.

Mir schien alles, und damit meine ich Fußgängerzonen sowie Geschäfte und Arztpraxen, von acht- bis vierzehnjährigen Pseudogangstern mit dreifacher Kopfbedeckung (ich geb ja zu, es hat geregnet, aber dann doch nicht so stark, dass man befürchten müsse, die ersten zwei Lagen könnten binnen kürze duchgeweicht sein) und Hosen, die ob der vielen billigen Vinylaufdrucke und Größe selbst von Personen meiner Statur problemlos als Zelt genutzt werden könnten, bevölkert zu sein.

Diese Mischwesen aus durch dauerndem Spucken unterstrichener Kaltblütigkeit und hofflnungsloser mentaler Abhängigkeit von einer Ideologie des täglichen Straßenkampfes, welche mit ihrer konkreten Lebenssituation nicht das geringste gemeinsam hat, waren nicht selten in Begleitung einer mehr als nuttig geschminkten Gleichaltrigen, die ihre meist zu siebzig Prozent sichtbare Unterwäsche wohl gerade noch bestellen konnte, bevor ein namhaftes deutsches Versandimperium von rechtswegen gezwungen wurde, ihr Angebot an Kinderdessous drastisch einzuschränken.

Auch die so oft besungene jugendliche Gegenbewegung, die im Ethikunterricht immer heftigst gegen den allgegenwärtigen Konsumterror wettert, war, repräsentiert durch eine versprengte Gruppe Dorfpunks, im örtlichen Skateshop gerade dabei ihr eigenes Körpergewicht in karierten Vans-Schuhen zu kaufen, weil dich ja so furchtbar unkonform sind…

Doch was kann ich am Rest der Menschheit ändern. Ich werde mich nun den Abend mit der Frage beschäfigen:

Was würde ein Fremder schreiben, der mich auf der Straße sieht?

Es grüßt

Euer Paul